Nun ist es 5 Monate her, dass mich der Fremde am Meer daran erinnert hat, dass Alleinsein eine Kunst ist. Die Königsdisziplin, der Grundstein für den Kampf gegen Dämonen und Monster, die unter dem Bett auf mich warten. Alleinsein auf Probe, bis ich irgendwann endlich wieder Ich sein darf, war das Ziel, das ich seit dieser Begegnung beim Laufen vor Augen hatte. Ich habe in der Brandung gestanden und die Monster sind, so sehr sie auch versucht haben sich an meine Waden zu klammern, mit den Wellen im Meer verschwunden. Ich habe ihnen gewunken, immer noch skeptisch, ob die nächste Welle sie nicht wieder an Land spülen würde. Doch es scheint, als hätte die Flut sie tatsächlich mit sich genommen. Ein Zitat hat mich in den letzten Monaten begleitet: "I thought, once everything falls into place and I´ll find peace. But it is like, once you find peace, everything falls into place." Mit meinem hippen Mantra im Hinterkopf habe ich mich darauf eingelassen, auf dieses Alleinsein. Habe versucht, den Zustand als wertvoll zu empfinden und Dinge kommen zu lassen. Allem entspannt entgegen zu sehen. Um dies zu erreichen halfen mir manchmal Yoga, manchmal Meditation und des öfteren, wenn diese beiden Strategien nicht fruchteten, auch einfach nur Alkohol. Und plötzlich passieren Dinge, an die ich nicht glauben konnte. Begegnungen, zu denen ich vor einigen Monaten noch gar bereit gewesen wäre und berufliche Wünsche und Forderungen, die ich mich vor einiger Zeit nicht zu stellen getraut hätte. Als er im strömenden Regen vor mir steht, mich auf die Stirn küsst und mir sagt, dass ich ihn sehr glücklich mache, ist es, als würde ich vor Glück in tausend Teile zerplatzen. Glitzerteilchen, Konfetti. Ich bin glücklich, zufrieden mit mir selbst und mache dabei sogar noch jemanden glücklich. Jemanden, vor dem ich Monologe halte, wie anstrengend und kompliziert ich sei. Jemanden, der mich dabei nur anlächelt, mir über den Kopf streicht und sagt, ich sei eine sehr entspannte Frau (WTF!? :)) Bei diesem Mann bin ich Ich. Nur ich, vom ersten Moment an. Natürlich sind sie da, die Sorgen um mein Herz, aber er lässt mich mutig sein. Es macht mir eher Angst, dass ich so glücklich bin. Wenn ich auch das Glück gar nicht zu greifen und definieren weiß. Fontane hat einmal geschrieben: "Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können." Bei Dosenbier und Döner beobachte ich mich selbst aus einer anderen Perspektive. Ich sehe mich neben ihm in einem anderen Licht, auf einer anderen Bühnen aus stabilen Brettern. Nie hätte mich in der Vergangenheit als Optimist bezeichnet, doch ich habe das Gefühl, eine gewisse Gelassenheit erreicht zu haben. Und diese Gelassenheit ist meine augenblickliche Definition von Glück. Er ist da, er ist nah und trotzdem werde ich auch in Zukunft oft gezwungen sein, mit meinen Dämonen allein zu Abend zu essen. Ich freue mich auf´s Kochen! Ich glaube, es gibt Austern. "I guess, I better tell him..." https://www.youtube.com/watch?v=zU65DvbL-XE Tina Dico- Love
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Ich hänge meinen vor Nässe triefenden Wintermantel über den Stuhl neben mir, wische mir die Regentropfen von der Brille und schaue durch das große Panoramafenster auf die Dünenlandschaft.
Ich liebe diese Landschaft, denke ich, während ich in der Speisekarte blättere. Die Kellerin nähert sich langsam und schaut mich fragend an. "Warten Sie auf jemanden?", fragt sie und witft einen Blick auf den Mantel auf dem Stuhl neben mir. "Nein. Ich darf heute allein Kaffee trinken." lächele ich und bestelle. Als ich dies auspreche, habe ich das Gefühl, dass mich alle anderen Gäste des Cafés ansehen und sich fragen, warum ich heute keine Gesellschaft habe. Ist es denn wirklich so ungewöhlich, dass Menschen allein in einem Café sitzen? Ich sehe mich um und entdecke tatsächlich nur einen Mann, der allein an einem Tisch sitzt und in seine Zeitung vertieft ist. Sonst sind da zwei Freundinnen, eine Familie mit zwei Kindern, ein frisch verliebtes Pärchen, das die Hände und Augen nicht von einander lassen kann (hach!) und das Pärchen, das sich schweigend gegenübersitzt. Sie schaut aus dem Fenster, er ist mit seinem Smartphone beschäftigt. Ein Bild, dass ich so oft sehe. Missmutig drein blickende Pärchen, die sich nichts zu sagen haben. Sind sie nicht genau so allein wie ich? Gemeinsam einsam. Nebeneinander allein? Ich versuche mein Umfeld auszublenden, verliere mich in Gedanken und genieße meinen Kaffee. Wirr sind sie meine Gedanken, wie immer. Als der Mann am Nebentisch bezahlt und aufsteht, werde ich aus ihnen gerissen und wieder ein wenig bewusster für meine Umwelt. Er schaut mich an, wirft sich seinen Schal um die Schulter und hält einen Moment neben mir inne. "Alleinsein kann nur, wer mutig genug ist, mit seinen inneren Dämonen zu sprechen. Du siehst aus, als ob du viele Sprachen sprichst, Mädel. Bewahre dir das." Er lässt mich erstaunt, kopfschüttelnd und etwas lächelnd zurück, während seine Siloutte langsam im Grau Richtung Meer verschwindet. Alleinsein. Das ist ein Zustand, der bei mir mit gemischten Gefühlen verbunden ist. Oft sehne ich ihn mir herbei, denn seit es da dieses kleine Wesen an meiner Seite gibt, ist es sehr selten geworden, dass ich Zeit ganz für mich allein zur Verfügung habe. Das bedeutet nicht unbedingt, dass ich mich in letzter Zeit nicht allzu selten allein fühle. Es macht mir immer noch Angst, dieses Alleinsein. Ich war es eigentlich in den 30 Jahren meines Lebens noch nie. Und es ist mit der Notwendigkeit verbunden, dass ich mich mit mir selbst beschäftige, in mich hinein horche. Dass ich mich an mein inneres Chaos wage, völlig ratlos, wo ich mit dem Aufräumen anfangen soll. Da sind Monster unter dem Bett. Ich habe Angst, dass sie sich an meine Waden klammern, sobald ich die Füße unter der warmen Decke hervorstrecke. Dass sie mich zerfleischen und auffressen. Über die Jahre habe ich gelernt, die kleinen Monster fasten zu lassen, es gibt Zeiten, da hungern sie sogar. Und dann bekommen sie wieder ein Festmahl von mir serviert. Das große Fressen, wenn ich versuche, meine Gefühle und Bedürfnisse unter den Teppich zu kehren. Doch nun habe ich ja schon in meinem letzten Post beschlossen, dies in Zukunft nicht mehr zu tun. In einer bestimmten zwischenmenschlichen Beziehung scheine ich damit mometan mal wieder eine Bruchlandung herbei zu schwören. Dies bereitet mir seit einigen Tagen einiges an Kopfzerbrechen, das wird sich wohl einfach nie ändern. Ich erwische mich, dass ich denke: "Wenn Du mich nicht verstehst oder es zumindest versuchst, wer denn dann?" Und dann bin ich enttäuscht, etwas trotzig, versuche mich wieder unnahbar zu machen (was mir irgendwie nie gelingt, ich Fuchs!). Und dann frage ich mich, ob ich in dieser Hinsicht zu viel von der betreffenden Person erwarte. Dass sie perfekt kommuniziert, immer und überall. Dass sie all meine Bedürfnisse quasi errät. Ich soll es auf´s Spiel setzen und es einfach ausprobieren; alles zu sagen, was mich beschäftigt, sagt meine Freundin Anka (nach eineinhalb Flaschen Rotwein wohlgemerkt). "Unbeschwertheit heißt für mich, völlig frei von Unausgesprochenem zu sein.", habe ich vor Kurzem gelesen und kann mich damit so sehr verbinden. Und wenn der Preis dafür Alleinsein ist? Vielleicht ist es ja nur ein Alleinsein auf Probe. Bis ich dann irgendwann endlich Ich sein darf. Portishead- Stimmung. Ein Schwebezustand zwischen Depression, Ruhe und einer eigenartigen Ausgeglichenheit.
Musik ist wie Krankheit und Heilung in Einem...In a Glory Box... I didn't come to solve a case
To step in someone else's place To mold you in to someone else To save you from yourself I didn't come to steal your thoughts To analyze you, find your faults I didn't come to change your mind And turn your eyes blind I've never picked your brains for any answers There's nothing here I feel we need to solve I've never pushed to break through your defences That's not why I'm here with you at all Stranger, I just came to get to know you Just to sit next to you for a bit Stranger, I just came to get to know you Wouldn't it be a shame if I never did? I didn't come to change your past To cut us in to equal halves To mold you in to someone new Who thinks like I do I didn't come to take control To eat your heart out, kill your soul I didn't come to change your mind And turn your eyes blind I've never asked you questions 'bout tomorrow Here and now is where I wanna stay I've given you no rules or roads to follow That's not why I'm sitting here today Stranger, I just came to get to know you Just to sit next to you for a bit Stranger, I just came to get to know you Wouldn't it be a shame if I never did? Stranger, I just came to get to know you See whatever hides under the lid Stranger, I just came to get to know you Wouldn't it be a shame if no-one never did? Tina Dico- Get to know you Damals... Paul: Ich hab jetzt nichts getrunken. Stattdessen war ich laufen. Sonst bin ich morgen zu kaputt. Aber am Wochenende vielleicht, und dann hör ich mir das Lied noch mal an. Ich finde Tina Dico ziemlich gut, aber je öfter ich das Lied gehört hab, hat es mich mehr und mehr verwirrt. Eigentlich ist total toll, dass sie die Person einfach kennenlernen möchte, das ist ja etwas sehr besonderes. Ich denk jetzt immer an dem Satz "Wouldn't it be a shame if i never did". Aber eigentlich ist das Quatsch, das Lied ist gut und es passt. Schön, Dich wenigstens etwas zu kennen. Ein Post abseits der Story...
Das ist das Schöne an einem Blog. Dennoch war ich den ganzen Tag etwas verunsichert. Es überkommen mich gerade so viele Zweifel. Tut mir das gut, über all das zu schreiben? Und eigentlich möchte ich doch "literarisch" schreiben. Poetisch. Ich möchte Bilder und Gefühle mit meinen Worten einfangen und eine lebendige Geschichte erzählen. Es wirkt gerade eher wie ein Groschenroman- Blog- Dings... Ich habe Angst, dass mir das nicht gelingt. Ich erwarte zu viel von mir, wie immer. Es muss gleich perfekt sein. Nein, es soll die Basis sein. Erst einmal die Gedanken los werden und dann sehen, wie sie irgendwann poetisch werden können. Noch eine Sache hat mich beschäftigt: Namen. Ich habe sie alle geändert. Erst wollte ich authentisch sein und sie alle nennen. Doch ich befinde mich im Internet. Ich will ihm und seiner Familie nichts Böses. Und einige meiner Freunde, bleiben vielleicht auch lieber anonym. Und ich erst recht. Aber wer will ich sein? Eigentlich toll, sich eine neue Identität auszusuchen. Doch es fühlt sich fremd an, weil es die Personen so entfremdet. Durch Fiktion bekommt alles eine andere Relation. Ha, ein Reim! Da bist du, Poesie! :-) Eine meiner liebsten Freundinnen (wie nenne ich denn bloß dich, meine Liebe?) schlug mir heute den Namen einer biblischen Person vor. Eine zweideutige Frau, zumindest so, wie sie verstanden wird. Schön eigentlich. Aber irgendwie zu nah dran an mir. Also, wer will ich sein? Wer passt zu mir? Darüber muss ich eine Nacht schlafen. Mal sehen ob ich das kann. Zum Einen ist da mein Sohn und zum Anderen dieses neue Video, in dem er nur für eine Sekunde auftaucht. Das kommt davon, wenn man einen verdammten Rückfall hat. Dann geht man auf verdammte Facebook- Profile und guckt sich Musikvideos für Kinder an, die man sonst nicht sehen würde. Facebook, ich verfluche dich! Ich glaube, ich muss nochmal nachsehen...Arg! O.K..
Ein Blog also...eigentlich sollte es ein Buch werden. Dazu fehlt mir im Moment sowohl der Elan und auch die Zeit...so glaube ich zumindest. Ein Blog... damit verbinde ich eigentlich Hipster, die in einer genau bei diesen Menschen angesagten Szenekneipe hinter ihren Nerdbrillen hervor schauen und Galao-schlürfend ihre persönlichen Gedanken in ihr Mac- Book tippen. Während ich beim Schreiben der ersten Zeilen einen ganz bestimmtem "Typ" vor Augen habe, frage ich mich, ob ich nicht langsam selbst ein bisschen "hip" sein könnte. Selbsterfüllende Prophezeiung? Ich meine, ich trage eine große (und ja, teure Brille), weiße Chucks, manchmal trage ich einen dunkelblauen Beanie zu meinem Parker, besitze einen Rucksack und sogar ein I-phone. Gut, letzteres ist gebraucht und von der Mutter meines Freundes übernommen. Ich habe mich also nicht ganz bewusst dafür entschieden. Zählt das? Und dann ist da seit neuestem mein Nasenpiercing. Das in 7 Wochen endlich zu einem Ring wird. Ich gebe zu, dass es sicherlich eine Art postpupertäre Rebellion oder vielleicht eine benötigte Borderline- Erfahrung gewesen ist, aber ich freue mich wirklich auf den Ring und bin gespannt, wie ich damit aussehen werde. Grenzerfahrungen. Davon gab es in letzter Zeit eine Menge. Seit nunmehr 18 Monaten bin ich nämlich auch noch Mutter. Bin ich also eine Hipster- Mutter, die sich, so muss ich nun auch feststellen, vorwiegend in den obengenannten Szene- Cafés und Kneipen aufhält und gerne Galao oder "Latte" trinkt, während sie sich überlegt, was sie in ihrem Blog schreiben möchte? Ich muss lachen, als hätte ich mich selbst überführt. Ich möchte mich eigentlich lieber fühlen wie Carry Bradshaw aus Sex and the City, die für ihre Kolumne rauchend auf ihrem Bett liegt und sich Gedanken über Sex und die Liebe macht. Nun habe ich aber, außer der Leidenschaft für das Schreiben, eigentlich keine Ähnlichkeit mit Carry. Ich rauche nicht mehr, ich hasse High-Heels und ich habe keinen Sex mit 50% der männlichen Bevölkerung meiner Stadt. Vielleicht habe ich ein paar Freundinnen wie Carry sie hat. Es gibt sicherlich eine Miranda und eine kleine Charlet. Ob sie sich sich jetzt angesprochen fühlen? Gibt es eine Samantha? So eine Richtige nicht wirklich glaube ich, aber sicher so einige, die ein bisschen von ihr in sich tragen. Wunderbar. Endlich bin ich ins Schreiben gekommen. Lange, bestimmt ein paar Wochen, habe ich vor dem ersten Satz gesessen und kam nicht weiter. Ich weiß aber noch überhaupt nicht, wo das hier hinführen soll. Möchte ich denn, dass jemand diesen Blog liest? Wenn ja, wer? Möchte ich ich sein oder lieber anonym bleiben? Eigentlich möchte ich einfach nur schreiben. Über all diese Dinge, die mir in der letzten Zeit passiert sind und meine Gedanken zum Leben und ja, natürlich, der Liebe. Aber es ist so viel Schmerz und so viel Intimität in diesen Gedanken, dass ich mich eigentlich nicht zu erkennen gebe möchte. Ich würde viele Menschen verletzen, wenn ich wirklich schreiben würde, was mir so durch den Kopf geht. Also schreibe ich erstmal nur für mich. Vielleicht auch deshalb die Entscheidung gegen das Buch. Möchte ich, dass er es liest? Schicke ich ihm gleich den Link? Nein, das wäre sicher nicht klug. Und er würde es nicht lesen. Oder würde er? Er hat mir einmal gesagt, er hätte selten jemanden getroffen, der so gut schreiben und etwas sagen kann zu dem er gleich eine Verbindung aufbauen kann. Aber auch, dass er Abstand will. Geht es bei der Schreiberei am Ende nur um ihn? Um die Verbindung zu ihm nicht zu verlieren? Um ihm, ohne ihn direkt zu kontaktieren immer noch mitzuteilen, was mich beschäftigt. Ich möchte später mehr über ihn schreiben. Im Moment gelingt mir das noch nicht, es würde viel Konzentration erfordern. Die habe ich im Moment nicht...mein Baby weint, dann ist das Licht zu schwach, die teure Designerbrille ist schmutzig und mein Verlangen nach Schokolade zu groß und ich muss aufstehen. Nun schwirren die Gedanken durch meinen Kopf. Es gibt so viel, das ich in Worte fassen möchte. Nicht nur über ihn. Auch über mich und all die anderen Menschen, die mir in letzter Zeit begegnet sind und über die Ereignisse und Momente, die mich überrumpelt, überfordert und überwältigt haben. Wo soll ich denn da anfangen? Im Jetzt? Heute? Oder ganz von vorne? Wo ist Vorne? Jetzt gerade, wo ich hier so in meiner Harems- Jogginghose auf dem Sofa sitze, mit dem Laptop auf dem Schoß, fühle ich mich wie ein großes Missverständnis. Das ich versuche zu lösen. Die Musik von Tina Dico begleitet mich schon lange, ich liebe ihre melancholische Art, sie ist für mich diejenige, die Dinge sagen kann, die ich sofort nachfühlen kann. Deshalb werden ihre Texte sicherlich auch in meinem Blog eine große Rolle einnehmen. Do you ever get the feeling You're everybody's misunderstanding It's like you're calling up to the ceiling And it's these walls that keep answering Do you ever get the feeling You're a mystery You're a secret so deep Even you can't perceive What's really happening Me, I often get the feeling I'm a big misunderstanding Tina Dico- Walls Am liebsten würde ich die ganze Nacht schreiben. Doch mir fallen gleich die Augen zu. Ich hoffe, es geht weiter. Gute Nacht! |